SpielGuide 4: Fein- und Grobmotorik spielerisch trainieren

Dies ist der vierte und letzte Teil unserer SpielGuide-Serie, welcher sich Feinmotorik und Grobmotorik widmet und in dem wir dir Tipps geben, wie du diese zuhause ganz einfach mit unterhaltsamen Spielen und Übungen trainieren kannst.

Die drei ersten SpielGuides behandeln die folgenden Sinne, die für die menschliche Bewegungswahrnehmung wesentlich sind::

• Den Gleichgewichtssinn

• Die Tiefensensibilität

• Den Tastsinn

Saust dein Kind nonstop durch die Gegend? Klettert es auf den Tisch, fummelt an allen möglichen Gegenständen, balanciert auf den Bordsteinen und kickert mit allem, was rund ist? Dann ist dein Kind wohl gerade dabei, seine Fein- und Grobmotorik zu entwickeln und zu trainieren! 

Nimm dir einen Moment Zeit und lies unseren SpielGuide zum Thema Motorik. Hier vermitteln wir dir Wissenswertes zur Fein- und Grobmotorik und beschreiben, inwieweit man im Bereich der Motorik mit ein wenig Training nachhelfen kann. Und zum Schluss findest du auch ein paar feine Spieltipps für zuhause. 

Was ist Feinmotorik?

Motorik beschreibt generell die Fähigkeit unseres Körpers, Muskeln und Bewegungen zu steuern. Die Feinmotorik betrifft kleine und präzise Bewegungen, vor allem die der Finger und Hände, unseres Gesichts und der Füße.

Wir verwenden unsere Feinmotorik beispielsweise, wenn wir ein Bild mit Bügelperlen legen, unsere Schuhbänder binden, mit Messer und Gabel essen oder wenn wir die freche vom Teller entsprungene Erbse mit der Gabel stoppen, bevor sie vom Tisch rollt.

Sowohl grobmotorische als auch feinmotorische Fähigkeiten werden im Laufe der kindlichen Entwicklung verfeinert und mit der Zeit routinierter. Dein Kind wächst heran und entwickelt sich und während es mit 2,5 Jahren noch ein kleines Abenteuer ist, herauszufinden, wie man eine Schere öffnet und schließt, verwendet es diese mit 5 Jahren schon relativ geschickt und kann die Schneidrichtung schon recht gut beeinflussen. 

Folgende Beispiele können Anzeichen für Störungen im Bereich der Feinmotorik sein:

• Wenn es einem Kind schwer fällt, beide Hände gleichzeitig zu verwenden, beispielsweise beim Schließen des Reißverschlusses der Jacke oder wenn es ein Stück Klebeband abschneiden möchte.

• Wenn es sich mit kreativen Aktivitäten, in denen geschickte Finger gefordert sind, schwer tut - etwa beim Aufsammeln der Bügelperlen.

• Wenn es schwer fällt, Menschen zu zeichnen oder Buchstaben zu schreiben - denn das Halten eines Stiftes verlangt eine gut funktionierende Feinmotorik.

• Wenn es Auffälligkeiten beim Einsatz der Mimik gibt, wenn es um den Ausdruck von Gefühlen geht.

Was ist Grobmotorik?

Die Grobmotorik betrifft die größeren Muskelgruppen in Brust, Nacken, Rücken, Bauch, Beinen und Armen, die bei Aktivitäten wie Laufen, Gehen, Radfahren, Hüpfen, Balancieren, Ballspielen oder Klettern verwendet werden.

Folgende Beispiele können Anzeichen für Störungen im Bereich der Grobmotorik sein:

• Unsichere oder tollpatschige Bewegungen beim Laufen
• Häufiges Hinfallen
• Schwierigkeiten beim Werfen oder Fangen von Bällen - kann auf schlecht entwickelte Entfernungswahrnehmung hinweisen, was wiederum mit der motorischen Entwicklung zusammenhängen kann
• Krabbelt (als Baby) nicht oder erst sehr spät
• Schwierigkeiten beim Fahrradfahren lernen oder Treppensteigen
• Vermeiden von körperlichen Spielen (denn es ist nicht besonders lustig, mitzuspielen, wenn man körperlich nicht auf einem ähnlichen Niveau ist)

Hier kommen unsere besten Tipps für Spiele, die Kinder motorisch fördern. Die meisten der Übungen sind auch für Erwachsene brauchbar. Warum also noch warten - einfach loslegen!

SpielGuide 4: So kannst du die Feinmotorik stärken

Die Feinmotorik wird am besten trainiert, wenn man Finger und Hände verwendet, um gezielte Bewegungen - etwa beim Tasten, Fühlen oder Greifen - durchzuführen.

• Zuhause kannst du die Feinmotorik mit deinem Kleinkind gut trainieren, indem ihr beispielsweise Knöpfe auf- und zuknöpft oder Perlen auf einen Pfeifenputzer auffädelt

• Dein Kind kann kleine Tomaten oder Gurkenwürfel im Salat verteilen

• Trainiert das An- und Ausziehen von Hosen oder das Ausziehen von Schuhen. Ab ca. 3 Jahren können Kinder üben, Schuhe mit Klettverschluss eigenständig an- und auszuziehen.

• Zeichnet, malt oder spielt mit Modelliermasse. Das kann man schon ab 1 - 2 Jahren machen, natürlich nur unter Aufsicht eines Erwachsenen.

   

• Legt ein schönes Knopfpuzzle gemeinsam. Und wenn dein Kind größer ist, ein richtiges Puzzle mit mehreren Teilen.

• Pflückt ein paar Gänseblümchen oder Kleeblumen auf der Wiese.

• Investiere in ein Schlosshaus, Schlossbrett oder ähnliches, um die Feinmotorik spielerisch anzuregen. Lass dein Kind manchmal die Haustür auf- und zusperren.

• Gib deinem Kind Instrumente zum Spielen und Experimentieren.

• Sortieren und Stapeln ist richtig toll, um die Kontrolle über die Fingermuskulatur zu fördern

• Setzt euch an den Tisch, zeichnet Kreise, Vierecke und andere Formen auf Papier und lass dein Kind (4 - 5 Jahre alt) diese anschließend ausschneiden

• Schuhbänder zu binden ist ebenfalls eine prima Übung

Wenn dein Kind noch im Babyalter ist, sind unsere Übungen zu fortgeschritten. Hier findest du Vorschläge für motorisch anregendes Spielzeug für Babys im Alter von 9 - 23 Monaten.

Spiele und Aktivitäten für den Pinzettengriff

Der Pinzettengriff ist anfangs eine Herausforderung - und er ist gleichzeitig ein Meilenstein in der feinmotorischen Entwicklung deines Kindes. Dabei lernen Kinder, einen (kleineren) Gegenstand mithilfe der Fingerspitzen von Zeigefinger und Daumen zu greifen. Der Rest der Finger ist dabei nicht beteiligt. Die einfachste Methode, den Pinzettengriff zu trainieren, ist, wenn dein Kind kleine Objekte von einem Behälter in einen anderen bewegen soll.

• Dafür könnt ihr Weintrauben, Erbsen, Perlen oder Rosinen verwenden. Bei kleinen Gegenständen ist es enorm wichtig, dass du dein Kind die ganze Zeit im Auge behältst, damit nichts Unerwünschtes im Mund landet. In zwei Hälften geschnittene Weintrauben oder Rosinen können jedoch durchaus auch mal “probiert” werden.

• Falls du stolzer Besitzer einer Küchenzange bist, kannst du diese bei Sortierspielen einsetzen und so den Schwierigkeitsgrad erhöhen

• Schau dich auch gerne in unserer Kategorie mit Sortierspielzeug um, dort findest du u. A. Spielzeug, das mit einer Art Pinzette gegriffen werden muss. Denn vielleicht hat dein Kind Lust, auch mal etwas anderes als Rosinen zu sortieren. Noch mehr Inspiration findest du in unserer Auswahl an Sortier- und Stapelspielzeug. 
  
  

SpielGuide 4: Stärke die Grobmotorik

Die Grobmotorik wird aktiviert, sobald dein Kind in Bewegung ist. Daher gibt es hierbei unzählige Möglichkeiten, diese spielerisch zu trainieren und anzuregen. Hier kommen ein paar Vorschläge, die ihr zuhause einfach nachmachen könnt:

Draußen:

• Die Klassiker sind: rollen, kullern, hüpfen oder balancieren - beispielsweise auf der Wiese, am Strand oder am Spielplatz.
• Spielt Seifenblasen fangen - und wechselt euch im Pusten und Fangen ab
• Buddelt im Sand oder holt euch eine Schubkarre zum “Arbeiten” her.
• Hilf deinem Kind so wenig wie möglich, damit es selbst versuchen kann, die Jacke oder Haube auszuziehen oder auf die Rutsche zu klettern. Wenn ihr ein paar Dinge einkaufen geht, kann dein Kind auch eine der Waren selber nach Hause tragen
• Variiert eure Fortbewegungsmöglichkeiten mit Stelzen.
• Spielt Basketball oder schwingt ein paar Runden auf der Schaukel
• Kinderfahrzeuge machen Spaß und fördern Aufmerksamkeit und Grobmotorik. Ob Laufrad, Roller/Scooter oder Gokart - es gibt kaum Kinder, die es nicht genießen, drinnen oder draußen damit herumzudüsen.

Drinnen:

• Verwendet das Sofa als Krabbelburg: rauf - runter - rauf - und springen! Auch andere Möbel können zum Klettern verwendet werden.
• Baut einen Parcours, bei dem man den Boden nicht berühren darf. Verwendet dafür beispielsweise Balancierelemente von Gonge, kleine Möbel oder Kissen.
• Backt Brötchen, die dein Kind selber formen darf, oder gib deinem Kind eine kleine Kanne, mit der es Wasser in ein Glas leeren soll. Auch das Decken des Tisches oder das Einräumen der Spülmaschine sind gute Möglichkeiten.
• Falls ihr einen drehbaren Bürostuhl zuhause habt, kann sich dein Kind darauf setzen und du drehst es herum: HUIIII!
• Wasser ist ein tolles Element für grobmotorisches Training - im Sommer genauso wie im Winter und in der Schwimmhalle genauso wie am See. Fördere daher schon früh den Kontakt mit Wasser und Schwimmen. Wenn es dann ums Tauchen geht, könnt ihr lustige Gegenstände zum Herauftauchen mit ins Wasser nehmen.
• Der niedliche Wheely Bug ist ein Favorit unter den jüngeren Entdeckern. Er ist toll geeignet, um Gleichgewicht, Koordination, Muskeln und Körperkontrolle zu stärken.

Falls ihr euch nach einer entspannteren Aktivität sehnt, dann könnt ihr die Grobmotorik auch ganz einfach mit einem Laken trainieren:

• Wenn ihr zwei Erwachsene seid, dann kann sich das Kind in das Laken legen, während an jedem Ende ein Erwachsener steht. Nun gilt es, das Kind sanft hin und herzuschwingen - ähnlich wie in einer Hängematte.
• Wenn ein Erwachsener anwesend ist, kann sich das Kind auf das Laken legen, der Erwachsener greift das Laken dann mit beiden Händen an einer Seite und zieht das Kind hinter sich durch die Wohnung. Das ist für beide Beteiligten ein gutes Training!
• Auf einem Balancierbrett kann man entspannt Grobmotorik und Gleichgewicht stimulieren.
• Nehmt einen Gegenstand - etwa den Teddybär, ein Buch oder Aktivitätsringe - auf den Kopf und versucht zu balancieren, ohne ihn zu verlieren.

Ist es notwendig, Grob- und Feinmotorik zu trainieren?

Braucht dein Kind besonders lange, um Radfahren zu lernen? Fällt es leicht hin oder tut es sich schwer, kleine Gegenstände mit Zeigefinger und Daumen aufzunehmen? Ist das Körpergefühl oder die körperliche Selbstsicherheit generell nicht ganz so ausgeprägt? Dann kann es sinnvoll sein, die Motorik spielerisch anzuregen.

Falls dein Kind auch ein richtiger Zappelphilipp ist, der lieber durch die Wohnung springt, als mit Bausteinen zu spielen, Bügelperlen zu legen oder zu zeichnen, dann kann es sinnvoll sein, auch die Feinmotorik anzuregen. 

Besonders, wenn sich der Schulbeginn nähert, ist man als Elternteil froh, wenn man sehen kann, dass die Entwicklung des eigenen Kindes dem Alter mehr oder weniger entspricht. Dabei geht es beispielsweise um Fähigkeiten wie einen Stift richtig halten, selbständig die Hose auf- und zu machen oder die Hände nach dem Toilettenbesuch waschen zu können. In diesem Alter wird es auch notwendig, dass man sich selbständig Schuhe und Jacke aus- und anziehen kann - und wenn am Schulhof Bewegungsspiele wie Himmel & Hölle, Gummitwist oder Fußballspielen gespielt werden, ist es schön, wenn man mitmachen kann.

Die gute Nachricht ist - Weder Fein- noch Grobmotorik kann überreizt werden 

Es tut allen Menschen gut, körperlich aktiv zu sein. Übung macht den Meister und solange man Freude dabei hat, ist alles gut. Denn wenn das Ganze in zwanghaftes Trainieren ausartet, gehen Motivation und Freude an der Bewegung womöglich schnell flöten.

Erfolgserlebnisse sind wichtig! Falls dein Kind im Kindergarten eine Niederlage im Fußballspiel erlebt hat, könnt ihr einfach etwas anderes machen. Probiert verschiedene Spiele und Aktivitäten, bis ihr etwas findet, das dein Kind toll findet und worin es gut ist oder einfach Freude hat. Ihr könnt Badminton spielen, Purzelbäume schlagen oder in den Wald gehen, um die besten Kletterbäume zu finden - was auch immer euch einfällt. Zum Fußball kann man später immer wieder zurückkehren, jetzt geht es darum, die Freude an der Bewegung wiederzufinden.

Wir hoffen, wir konnten dich ein wenig inspirieren und du hast Lust bekommen, dein Kind spielerisch zu Bewegung und Aktivität zu animieren. 

In unseren weiteren SpielGuides findest du noch mehr Wissen und Tipps für die Sinne der Körper- und Eigenwahrnehmung deines Kindes: 

Im SpielGuide 1 geht es um den Gleichgewichtssinn.

Im SpielGuide 2 findest du Inspiration für die Anregung der Tiefensensibilität.

Und im SpielGuide 3 haben wir Wissen und Tipps rund um den Tastsinn für dich gesammelt.