Die Geschichte des Osterhasen

Kind im Hasenkostüm
Veröffentlicht in Guter Rat und Ideen
22. Februar 2023

Die Geschichte des Osterhasen

Unsere menschlichen Kulturen bestehen aus vielen Geschichten, die man sich von Generation zu Generation erzählt. Diese Geschichten erleben dadurch verschiedene Versionen, manches geht verloren und manches kommt dazu. Manchmal geht der Ursprung der überlieferten Geschichten unter und es ist schwer auszumachen, wer der Urheber ist. Doch man kennt diese Geschichten durch ihre regelmäßige Wiederkehr. Es ist etwas Schönes, Traditionen zu haben, die durch ihre Wiederkehr und emotionale Bedeutung dem Leben Bedeutung, Sicherheit und Geborgenheit geben können.

Die Geschichte des Osterhasen ist so eine Geschichte. Man ist sich des Urhebers des Osterhasens nicht sicher - woher die Geschichte wirklich kommt, ist nicht gesichert. Seit ein paar Jahrhunderten ist der besondere Hase bereits unterwegs und in vielen Ländern eine wichtige und bekannte Figur. Hasen dürften bereits in der Steinzeit eine gewisse Faszination ausgeübt haben, wie Funde aus dieser Zeit zeigen. Eine wissenschaftliche Arbeit aus dem 17. Jahrhundert gilt als erste schriftliche Erwähnung der Figur des Osterhasens. Das Suchen von gefärbten Hühnereiern dürfte sich damals als familiärer Brauch bereits durchgesetzt haben. Und wie alle anderen traditionellen Geschichten, die hinter Brauchtümern stecken, ändert sich auch die Erzählung des Ursprungs des Osterhasenglaubens, je nachdem, wo, wann und von wem sie erzählt wird. 

Wie auch wenn es um den Ursprung der Figur des Weihnachtsmannes, die Herkunft der Menschen oder Halloween geht, gibt es auch bei der Geschichte des Osterhasen viele Theorien, die sich irgendwo zwischen Fakten und Spekulation befinden. Doch man muss auch zugeben: Die besten Geschichten enthalten auch spekulative Elemente und diese Geschichten tragen seit jeher zu unserer menschlichen und kulturellen Identität bei und stärken unser Zusammengehörigkeitsgefühl, da wir sie immer und immer wieder erzählen. Geschichten sind insofern eine sinnstiftende Angelegenheit für uns Menschen.

Wenn es um die Geschichte des Osterhasens geht, fragt man sich vielleicht, wie es dazu kommen konnte, dass sich ein wildes und scheues Tier in ein bedeutungsschweres Symbol und den eierlegenden Hauptdarsteller eines religiösen Brauchtums entwickeln konnte. 

Bist du - oder dein Kind - auch neugierig, woher der Glaube an den Osterhasen stammt? Dann lies hier weiter.

Der Osterhase hoppelt und versteckt die EierDer Osterhase hoppelt und versteckt die Eier

Wie war das mit der Geschichte des Osterhasen?

Am Anfang war das Ei - als österliches Symbol, versteht sich. Der Hase kam später dazu. Wie genau, ist nicht ganz geklärt. Jedoch stehen Ei und auch Hase für Fruchtbarkeit und Wiedergeburt. Ursprünglich dürfte es interessanterweise nicht nur der Hase gewesen sein, der die Eier versteckt hat. Im deutschsprachigen Raum waren demnach nicht nur Osterhasen, sondern auch Fuchs, Henne, Kuckuck oder sogar Storch als Eierverstecker aktiv. Ab dem 19. Jahrhundert machte der Osterhase dann den Job alleine. Vermutlich hatte er die besten Kompetenzen?

Es ist ja eigentlich ein lustiger Gedanke, wenn man sich diese - für uns ganz normale - Tradition mal näher anschaut. Ein Hase, der Eier bringt? Oder sogar legt? Wie würde man das einem Außerirdischen erklären, der versucht, das Verhalten von uns Menschen zu verstehen? 

Wir versuchen mal, uns diese eigenartige Sache mit dem Hasen und den Eiern etwas näher anzusehen.

Welche geschichtlichen Ursprünge des Osterhasens kennen wir? 

Vor langer, langer Zeit gab es in Nordeuropa verschiedene Religionen gleichzeitig. Naturreligionen, wo es um die Magie der Natur ging, der Glaube an verschiedene lokale Götter und das neuere Christentum in Form des katholischen und protestantischen Glaubens beherrschten den Glaubenshorizont der Menschen.

Viele unserer heutigen modernen Legenden und Geschichten haben ihren Ursprung in mehreren Religionen oder Bräuchen der damaligen Zeit. 

Genauso wie auch unser Alltagswissen eine Mischung aus dem ist, was wir in Büchern gelesen haben, was wir von unseren Eltern oder in der Schule gelernt oder selbst erfahren haben - so ist auch das Wissen um die Geschichte des Osterhasen eine Art Promenadenmischung aus Wissen, Halbwissen und Spekulation, stammend aus verschiedenen Zeiträumen und unterschiedlicher Herkunft. Doch wie auch immer, die Geschichten dazu sind unterhaltsam.

Seit jeher - schon lange, bevor das Christentum entstand - stand der Hase als Symbol für Fruchtbarkeit. 

In Verbindung mit der Geschichte des Osterhasen wird oft die Geschichte einer westgermanischen Frühlings- und Fruchtbarkeitsgöttin mit dem Namen Eostre (oder auch Ostara, was “Osten” bedeutet) erwähnt, zu deren Ehre man Opferfeste im Frühling abhielt. Germanisch, das die Ursprungssprache für eine Reihe Sprachen, beispielsweise Deutsch, Englisch und der Großteil der skandinavischen Sprachen ist, wurde damals in den meisten Teilen Europas gesprochen - zeitgleich mit einem Gemisch aus anderen Sprachen. 

Manche meinen, dass Eostres heiliges Tier ein Hase war. Eostre / Ostara (von “Osten”) gilt als Ursprungs des Wortes Ostern. Es wird auch eine Verbindung zwischen Eostre und Östrogen vermutet, ein Begriff, der das weibliche Sexualhormon beschreibt.

Der Hase galt als heiliges Tier des antiken Griechenlands, wo die Liebesgöttin Aphrodite einen Hasen als Haustier hielt. Und selbst Julius Cäsar wusste 51 v. Chr., dass die Briten niemals Hasen aßen, da sie als heilige Tiere galten. Schon aus der Steinzeit gibt es Spuren ritueller Bestattungen von Hasen. Damals dürften sie gemeinsam mit Menschen feierlich begraben worden sein. Seit Tausenden von Jahren spielt der Hase eine wichtige Rolle als Symbol für Fruchtbarkeit, Reproduktion und Lebenszyklus. Auch in christlichen Bildern finden sich Hasen. In diesem interessanten englischsprachigen Artikel kannst du über den Hasen und seine Symbolik weiterlesen.

Ein buntes OsternestEin buntes Osternest

Warum eignet sich gerade der Hase als österliche Figur so gut?

Hasen sind erstaunlich, was ihre Fruchtbarkeit anbelangt. Ein weiblicher Hase kann bereits während einer Schwangerschaft wieder trächtig werden, quasi während sie noch ihre Jungen im Bauch trägt. Früher glaubte man, dass Hasen Hermaphroditen wären und sich selbst befruchten - vielleicht, weil man damals schon Mehrfachschwangerschaften feststellen konnte, wenn man ihnen das Fell von den Ohren zog. Doch dies ist eine Mythe. Da der Eisprung nach dem Deckakt stattfindet, können Hasinnen sich praktisch im dauerschwangeren Zustand befinden und auch von mehreren Hasen gleichzeitig trächtig sein. Ihre außerordentliche Fortpflanzungsfähigkeit ist insofern ein natürliches Anpassungsphänomen, dass ihrer Art eine größere Überlebenschance ermöglicht.

Und vielleicht ist sie auch der Grund dafür, dass Hasen in vielen Breitengraden zu einem Sinnbild für Fruchtbarkeit wurden und in verschiedenen religiösen Kontexten und für verschiedene Götter als verstärkendes Symbol verwendet wurden.

Doch nicht nur der Hase, auch andere Tiere werden seit jeher als Symbole für Religionen und Kulte verwendet. Ob Fledermäuse, Ratten, Katzen, Esel, Hähne - ihnen wurden in verschiedenen Zusammenhängen menschliche Eigenschaften zugeordnet, für die sie als Sinnbild verwendet wurden. 

Gibt es auch ein Osterkaninchen?

Ja, in den USA gibt es faktisch ein “Easter Bunny”. Ein Bunny ist ein Kaninchen, kein Hase. Doch das ist nicht von größerer Bedeutung, denn die Geschichte ist dieselbe. Das Easter Bunny ist genau wie der Osterhase ein niedliches, hoppelndes Pelztier mit langen Ohren, das Eier versteckt. Das amerikanische Easter Bunny hat sich aus der Osterhasentradition deutscher Einwanderer im 18. Jahrhundert entwickelt. Das amerikanische Osterkaninchen ist meistens eine ähnlich moralisch wertende Instanz wie der Weihnachtsmann oder das Christkind. Warum sich der Hase dort in ein Kaninchen entwickelt hat, wissen wir nicht. Vielleicht gibt es mehr Kaninchen als Feldhasen in den USA?

In Großbritannien heißt der Osterhase Easter Hare - doch auch dort haben sich amerikanische Kulturtraditionen wie beispielsweise Halloween inzwischen durchgesetzt und der englische Osterhase ist daher teilweise zu einem Oster-Kaninchen geworden.

Woher stammt der Begriff Osterhase?

Als Fruchtbarkeitssymbol wurde der Hase schon in der Steinzeit bewundert. Doch wie kam es dazu, dass er auch zum Inbegriff von Ostern wurde?

Das große Ehrenfest für die Göttin der Morgenröte, des Frühlings und der Fruchtbarkeit mit dem Namen Eostre (oder Ostara - um die es viele Mythen gibt, was Hasen betrifft) fand zur Tag-und-Nacht-Gleiche im Frühling statt. Dieser Zeitpunkt entscheidet auch heute noch, auf welche Tage Ostern fällt. Mit der Frühlings-Tag-und-Nacht-Gleiche wendet sich die Nordhalbkugel der Erde der Sonne zu und der Frühling beginnt. Ob Ostern wirklich auf die Göttin Eostre und gewisse heidnische Bräuche zurückzuführen ist, wird in Fachkreisen inzwischen neu diskutiert. Eine interessante Geschichte ist sie allenfalls, die wir euch nicht vorenthalten wollten.

Kind dekoriert OsterstraußKind dekoriert Osterstrauß

Und wie war das mit den Ostereiern nochmal?

Legt der Osterhase nun Ostereier? Oder bringt er sie nur? Nun, wir vermuten, dass er sie nur färbt und bringt, denn die Idee eines eierlegenden Hasen klingt nun wirklich etwas wunderlich. 

Bei katholischen Kirchenvätern waren Hasen durch ihr Paarungsverhalten und ihre Fruchtbarkeit lange Zeit verpönt, man riet sogar von Verspeisen ihresgleichen ab. Das Ei als Ostersymbol gibt es im Gegensatz zum Osterhasen schon richtig lange - seit Jahrtausenden wird am Ostermorgen - ein damals traditionell rot gefärbtes (um das Blut Jesu zu symbolisieren) - hartgekochtes Ei verschenkt. Im Mittelalter aß man nämlich die ganze Fastenzeit lang keine Eier - bis zum Ostermorgen. Ab Aschermittwoch bis Ostern durften Christen weder Fleisch noch Eier verzehren, um durch die Enthaltsamkeit Buße zu tun und Gott wieder näher zu kommen. Am Ostersonntag durfte man dann wieder schlemmen und genießen. Für Ostern ließ man seine hartgekochten Eier von den hiesigen Kirchenvertretern segnen. Warum man die Eier für Ostern mit der Zeit gefärbt hat, kann vermutlich damit erklärt werden, dass einerseits so kirchlich gesegnete Eier besser erkennbar gemacht werden und man andererseits dadurch die gekochten von den frischen Eiern unterscheiden konnte. Der Brauch, Ostereier zu verstecken und zu suchen, dürfte sich im 17. Jahrhundert im Elsaß etabliert haben. Die Spielzeug- und Süßwarenindustrie verhalfen dem Osterhasen schließlich im 19. Jahrhundert zu seinem Durchbruch als professioneller Eierverstecker. 

Im Laufe der Zeit wurde Ostern mehr und mehr ein Fest, das auf Kinder zugeschnitten wurde, man begann Eier in verschiedenen Techniken zu färben, zu verzieren und auch andere Osterleckereien fanden ihren Weg ins Osternest. 

Heute ist es eine schöne Tradition, gemeinsam mit Kindern das Osterfest vorzubereiten, indem man beispielsweise Eier färbt oder verziert, und alles Mögliche schnippelt, klebt und bastelt. In unserem Webshop findest du in unserem Ostersortiment eine schöne Auswahl an Bastelideen mit Ostereierthema für verschiedene Niveaus und Geschmäcker. 

Kein Wunder, dass Eier seit Jahrtausenden ein derartig symbolträchtiger Gegenstand sind. Nicht nur spielten sie im Rahmen von Fruchtbarkeitsritualen und Frühlingsfesten eine große Rolle, da es gerade im Frühjahr besonders viele Eier gibt. Sie sind auch seit jeher eine enorm wichtige Nahrungsquelle für Mensch (und Tier), da sie viele wichtige Nährstoffe und Fette enthalten. Aus dem 16. Jahrhundert gibt es ein Schriftstück eines Mönches, der beschreibt, wie Christen sich damals zu Ostern in Ostereiern und Eiergerichten regelrecht wälzten. Während der Mensch früher Eier in der Natur sammeln musste, werden Hühner heutzutage gehalten, um Eier zu produzieren - entweder in Form der Massentierhaltung - oder, was immer beliebter wird, als Haustier im eigenen Garten.

Babyhasen und OstereierBabyhasen und Ostereier

 

Nochmal kurz zusammengefasst: Warum der Osterhase Eier versteckt:

Der Mensch hat dem Hasen seit jeher Bedeutung und Symbolkraft zugeschrieben, vermutlich, weil er uns durch seine Fortpflanzungsfähigkeiten, Dauer- und Mehrfachträchtigkeit stark beeindruckt hat. 

Ostern feiern wir vor allem wegen der Wiederauferstehung von Jesus, doch das Fest hat auch eine weitere historische Bedeutung, denn die Welt um uns herum erwacht im Frühling zum Leben: Tiere bekommen ihre Jungen, Pflanzen und Blumen beginnen zu sprießen und zu blühen und die Wärme und das Licht der Sonne wecken unsere Lebensfreude nach einem langen grauen Winter. Der Kreislauf des Lebens hat auch heute noch seine Bedeutung.

Eier symbolisieren im Christentum die Wiederauferstehung. Wie ein Grab hält es das Leben in sich verschlossen. Jesus starb und verließ sein Grab - die Schale - als er wieder zum Leben erweckt wurde. 

Und der Hase? Nachdem der Brauch, Eier zu Ostern zu verstecken, erst von Familienmitgliedern und dann von verschiedenen Tierarten durchgeführt wurde, setzte sich der Hase spätestens im 17. Jahrhundert als Eierbringer durch. Inzwischen kann man sich ein Ostern ohne Osterhasen gar nicht mehr vorstellen.

Wir hoffen, dass es euch Spaß gemacht hat, die verschiedenen Geschichten und Mythen um den Osterhasen etwas zu beschnuppern und wünschen euch schöne Ostern!