Sensomotorik - Was ist das eigentlich?

Vater trainiert die Sensomotorik
5. März 2024

Warum die Zusammenarbeit der Sinne so wichtig für die kindliche Entwicklung ist

Die motorische Entwicklung eines Kindes ist für seine gesamte persönliche Entwicklung ein entscheidender Faktor, stellt der dänische Hirnforscher Kjeld Fredens fest.

Wusstest du, dass:

  • Sensomotorik die Zusammenarbeit zwischen den Sinnen, Sinnesreizen und unserer Motorik beschreibt?
  • die Basissinne, die aus Gleichgewichtssinn, Tiefensensibilität und Tastsinn bestehen, das Fundament für unsere Sensomotorik sind?
  • dass es das Wohlergehen negativ beeinflusst, zu Unruhe im Körper und niedrigem Selbstwertgefühl führen kann, wenn diese Sinne nicht angeregt werden?

In diesem Blogbeitrag möchten wir dir ein wenig Wissen darüber vermitteln, wie man die Sinne mithilfe einer spielerischen sensomotorischen Wahrnehmungsförderung anregen kann und dir unsere 4 SpielGuides zum Thema präsentieren.

sansemotorisk kildetur

Was ist die Sensomotorik?

Sensomotorik beschreibt das Zusammenspiel und die Koordination von sensorischen Reizen und motorischen Bewegungssystemen. 

Um welche Sinne geht es dabei genau?

Wenn wir den Begriff “Sinne” hören, denken wir vor allem an die fünf Sinne des Hörens, Sehens, Schmeckens, Fühlens und Riechens. Doch gibt es noch ein paar weitere Sinne, die für unsere motorischen Fähigkeiten wesentlich sind - und die uns dabei helfen, unseren Körper angemessen im Raum wahrzunehmen und zu bewegen und unser gesamtes Wohlbefinden beeinflussen. 

Zu diesen Sinnen gehören die Tiefensensibilität (auch propriozeptive Wahrnehmung genannt), der Gleichgewichtssinn und die taktile Wahrnehmung (Tastsinn oder Berührungssinn). Gemeinsam sind diese Sinnessysteme unerlässlich für jegliche Entwicklung - vor allem für die motorische und sensomotorische Entwicklung von Kindern..

Das Zusammenspiel unserer Sinne, unseres Gehirns und unseres Körpers baut also auf ein sensorisch interaktives System - zusätzlich zu unseren grundsätzlichen Sinneswahrnehmungen. Diese Sinne werden Basissinne genannt. Dazu gehören die folgenden Sinnessysteme:

  • Tiefensensibilität (die propriozeptive Wahrnehmung)
  • Gleichgewichtssinn (die vestibuläre Wahrnehmung)
  • Der Tastsinn (die taktil-kinästhetische Wahrnehmung)

Wenn das Zusammenspiel der Sinne nicht gut funktioniert, wird unser Gehirn verwirrt und Symptome wie Unruhe, Ungeschicklichkeit, Angst, fehlende Balance oder Artikulationsstörungen können auftreten und sich wiederum negativ auf das kindliche Selbstwertgefühl auswirken.

SpielGuide: Sensomotrisches Spielen

Möchtest du das alltägliche Wohlbefinden deines Kindes unterstützen?

Wir haben für dich 4 SpielGuides verfasst, in denen wir ein paar der besten Tipps für dich gesammelt haben, wie du die Basissinne deines Kindes durch Spiele stärken kannst. Du erfährst dabei, wie ihr die Sinne des Kindes darin fördern könnt, zusammenzuarbeiten und so das kindliche Selbst(wert)gefühl stärkt. 

Die erwähnten Spielideen sind alle einfach und unterhaltsam. Für manche kannst du Spielzeug derToyAcademyverwenden oder auch Gegenstände, die ihr bereits zuhause habt. Vielleicht kennt ihr auch schon einige sensomotorische Spiele.

Wir wünschen uns, dass dir die SpielGuides der ToyAcademy:

  • Ein neues Verständnis für die Sinne und die Sensomotorik deines Kindes vermitteln
  • Neue Blickwinkel auf das Wohlergehen deines Kindes geben
  • Lösungsmöglichkeiten für sensomotorische Schwächen anbieten
  • Tipps für das Training der drei Basissinne der Körperwahrnehmung geben können - denn diese drei Sinne können einen wesentlichen Beitrag zur Lernfähigkeit deines Kindes und zu einer positiven Selbstwahrnehmung beitragen.

Ist es notwendig, die Sensomotorik zu fördern?

Viele Kinder trainieren ihre Basissinne ganz automatisch, indem sie lernen, ihren Kopf zu heben, indem sie krabbeln, klettern, sich schütteln, sich auf dem Boden rollen und ihren Körper und dessen Begrenzungen auf alle möglichen und unmöglichen Weisen in der Bewegung kennenlernen und ihre Fähigkeiten im Versuch, den Körper steuern zu lernen, immer wieder neu herausfordern.

Müssen wir denn etwas dazu beitragen, um die Sinne anzuregen?

Ja, das ist in manchen Fällen durchaus sinnvoll. Denn unser moderner Alltag ist von sitzenden Aktivitäten und einem Mangel an Bewegung und frischer Luft geprägt. Naturgemäß wird so die Sensomotorik von Kindern nicht immer adäquat angeregt. Daher kann es vernünftig sein, wenn Erwachsene Kinder zu sensomotorisch anregenden Spielen motivieren, bei denen die Wahrnehmungsverarbeitung der Basissinne angeregt wird.

Oft verbinden wir die Sinne mit bestimmten körperlichen Fähigkeiten wie dem Sehen, Schmecken oder Hören. Doch falls ein Kind sich in sozialen Situationen unwohl fühlt, leicht ängstlich oder frustriert wird, denken wir in der Regel nicht unbedingt als Erstes an sensorische Herausforderungen.

Verhalten, das unter die Kategorien “schlecht erzogen”, “ungeschickt” oder “trotzig” fällt, oder wenn es einem Kind wirklich schwer fällt, ruhig zu sitzen, es bei Gruppenspielen nicht mitmachen möchte oder jedes Glas Saft verschüttet, kann jedoch durchaus etwas mit der Sensomotorik zu tun haben.

In der Tat haben die Basissinne enorm viel mit unserem Wohlbefinden zu tun - sozial, geistig und körperlich. Wenn diese Sinne gut funktionieren und zusammenarbeiten, fällt es uns Menschen leichter, den Augenblick zu genießen und können uns besser neues Wissen oder Fähigkeiten aneignen. Auch wenn dein Kind Weltmeister im Eislaufen ist und Sport liebt, kann es also gute Gründe geben, auf die Sensomotorik aufmerksam zu sein. 

“Oft begegnen wir Kindern mit sensomotorischen Herausforderungen nicht mit dem notwendigen Verständnis. Oft werden sie getadelt, geschimpft oder mit der Ironie der Erwachsenen behandelt.” erzählt die Ergotherapeutin Connie Nielsen in ihrem Buch über Sensomotorik von 2016.

Sei aufmerksam - die folgenden Herausforderungen können mit einem sensomotorischen Ungleichgewicht zu tun haben:

  • Bricht dein Kind bei größeren Zusammenkünften leicht zusammen?
  • Fällt es deinem Kind schwer, still zu sitzen?
  • Besteht ein Mangel an Konzentration oder geistigem Durchhaltevermögen?
  • Wird dein Kind leicht schwindelig oder dreht es sich ungern im Kreis?
  • Schubst dein Kind andere Kinder oder wird es leicht rabiat oder kontrollierend beim Spielen?
  • Hat dein Kind Lernschwierigkeiten?
  • Ist dein Kind sensorisch auffallend sensibel?

    Und was hat das Ganze jetzt mit Sensomotorik zu tun?

    So ziemlich alles. Denn viele Kinder haben Herausforderungen mit dem Zusammenspiel zwischen Gehirn und Körper - kurz gesagt mit der sensorischen Integration. Bei der sensorischen Integration geht es darum, dass die Sinnesreize, die der Körper an das Gehirn sendet, angemessen organisiert, verarbeitet und interpretiert werden. Die Sensomotorik beeinflusst das Lernen - sowohl geistig als auch körperlich - und die Entwicklung auf sprachlicher, geistiger und emotionaler Ebene.

    Unbehagen in alltäglichen Situationen oder bei Bewegung oder Berührung können also Zeichen für ein sensorisches Ungleichgewicht sein. Wenn dir manche der genannten Herausforderungen bekannt vorkommen, könnte es sein, dass unsere Vorschläge in den SpielGuides zu einer positiven Entwicklung beitragen.

Wenn Sinnesreize fehlen oder überfordern, macht das Gehirn Überstunden

Nur wenn alle Sinne zusammenarbeiten und korrekte und verständliche Botschaften an unser Gehirn senden, kann die Koordination aller körperlichen Funktionen des Gehirns optimal funktionieren.

Falls ein oder mehrere Sinne unter- oder überstimuliert werden, wirkt das wie ein Schaden in der Leitung - der reinste Kabelsalat. Das Gesamtsignal ist gestört und das Gehirn muss sich noch mehr anstrengen, damit die restlichen Reize sinnvoll integriert werden können.

Das Ergebnis ist ein überfordertes Gehirn - und ein Kind, das in seinem Wohlergehen beeinträchtigt ist. Das kann sich körperlich äußern. Das Alarmsystem des Körpers, die Hormone, reagieren auf diese Unruhe im System und dein Kind fällt durch sein Verhalten auf - etwa durch Traurigkeit, Wut, Hysterie, Angst, Hilflosigkeit oder Handlungsfähigkeit.

Wenn das Gehirn die Signale des Körpers nicht entsprechend einordnen kann, ruft es: “STOP, ICH MAG DAS NICHT!” - eine logische Reaktion auf eine fehlende Balance der Sinnessysteme deines Kindes oder auf eine Umgebung, die dein Kind über- oder unterfordert. 

Ein typisches Symptom auf einen Gleichgewichtssinn im Ungleichgewicht ist die körperliche Unruhe. Viele Kinder sind davon betroffen und vor allem, wenn es darum geht, die notwendige Ruhe zum Schlafengehen zu finden, wird eine fehlende sensorische Integration spürbar. Lies dazu unseren Blogartikel über motorische Unruhe beim Schlafengehen.

Die Basissinne und ihr Zusammenspiel fördern - mit sensomotorischen Spielen

Glücklicherweise ist es weder schwer noch anstrengend, die Basissinne spielerisch zu fördern und im Alltag zu integrieren. Die Spieltanten der ToyAcademy möchten dir gerne helfen, damit du und dein Kind mit sensomotorischen Spielen loslegen könnt.Und natürlich gilt es auch noch festzuhalten, dass es völlig normal ist, wenn ein Kind manchmal wütend, frustriert, schüchtern oder unkonzentriert wirkt. Von einer sensorischen Integrationsstörung spricht man erst, wenn eine mangelhafte Wahrnehmungsverarbeitung das Kind in seinem Wohlergehen beinträchtigt. Und das Gute ist, dass man selbst aktiv dazu beitragen kann, das Zusammenspiel der Sinne wieder ins Gleichgewicht zu bringen.