Schon Astrid Lindgren hat gesagt:
„Alles, was Kinder benötigen, ist ein bisschen Hoffnung, viel Gartenarbeit und jemand, der an sie glaubt.
Und auch die dänische Autorin und Journalistin Signe Wenneberg fühlt sich pudelwohl, wenn sie in ihrem naturnahen Garten aufhält, erzählte sie 2016 dem dänischen Magazin Euroman:
"Wenn ich im Garten bin, verliere ich das Zeitgefühl und plötzlich sind ein paar Stunden vergangen. Hier bin ich wirklich frei."
Ich denke, sie empfindet das immer noch so, und ich frage mich, ob es andere gibt, die sich in diesen Aussagen wiedererkennen? Ist das nicht oft DER Grund, warum wir ein Haus mit Garten, ein Ferienhaus oder einen Schrebergarten kaufen? Um ins Freie kommen zu können? Und ist es nicht der Grund, warum wir nur allzu gerne schwere Erde zu unseren Töpfen schleppen, stundenlang knien und sorgfältig Unkraut um die Stauden entfernen? Ist es nicht auch der Grund, warum wir die Einfahrt mit schönen Steinen bestücken, Löcher für Gartenzäune graben, Terrassenfliesen reinigen und den Rasen mähen?
In meinen Augen ist unsere Sehnsucht nach einem grünen Garten nicht nur ein Zeichen für unsere Begeisterung für körperliche Arbeit oder die therapeutische Wirkung der Gartenarbeit auf unsere Seele - oder weil wir uns einbilden, dass wir nach getaner Arbeit entspannt in der Sonne sitzen und in Seelenruhe unseren Kaffee trinken werden… oder vielleicht doch ein bisschen was von beidem.
Kinder lieben das Leben in einem Garten. Manche mehr als andere, manche auf eine wildere Weise als andere und manche auf eine ruhige und kontemplative Weise.
Und wenn sie erst da draußen sind, sind sie kaum aufzuhalten. Alle Sinne sind aktiv, und Eindrücke und Informationen werden im Freien auf eine ganz andere Weise aufgenommen - über die Natur, über Familien, über Insekten und andere Tiere, über das Wetter, die wechselnden Jahreszeiten, Konfliktbewältigung, Gemeinschaft - alles mögliche. Auch die Körperwahrnehmung wird gestärkt und ich könnte wohl noch viel mehr aufzählen.
Ich persönlich habe sowohl einen Garten als auch Kinder und ich habe nie das eine ohne das andere gehabt. Um zur entspannten Tasse Kaffee zurückzukehren - auch dazu habe ich einige Erfahrungen gemacht, sowohl negative als auch positive.
Wie oft, ist schwer zu sagen, doch habe ich in meiner Tätigkeit als Erzieherin etliche Male an einem Baum lehnend gesessen und meine Tasse Kaffee nach dem Mittagessen genossen, während die Kinder miteinander gespielt haben.
Doch zuhause im Garten ist das eine andere Sache und das hat etwas damit zu tun, wie wir uns einrichten - sowohl im Garten als auch praktisch. Ich habe im Laufe der Zeit alle erdenklichen Fehler gemacht, viele unterwegs korrigiert und manche mache ich immer noch. Aber ich habe nun herausgefunden, was funktioniert und wie es uns gelingen kann, wie wir sowohl Blaubeeren ernten und Kaffee trinken können, und auch unsere Kinder begeistert draußen spielen.
Die Gestaltung des Gartens
Einen Garten zu gestalten ist auf vielerlei Weise mit der Einrichtung eines Zuhauses vergleichbar. Wenn wir uns als Familie oder als Familie mit kleinen Kindern “einrichten”, können wir es gleich mal vergessen zu erwarten, dass die Kinder nur im Kinderzimmer spielen werden. Puppenbetten, Autobahnen und Legoklötze landen häufig im Wohnzimmer oder in der Küche - und Kinder finden es eher selten lustig, wenn dann wieder aufgeräumt werden soll. Dasselbe gilt für den Garten.
Kinder wollen dort sein, wo wir sind.
Kinder spielen gerne in der Nähe ihrer Eltern. Das ist ganz natürlich, da es sich geborgen und sicher anfühlt. Das hat nicht unbedingt damit zu tun, dass unsere Kinder die ganze Zeit gesehen werden möchten. Es geht um Nähe und die Möglichkeit, ab und an gesehen und gehört zu werden. Ich finde, dass es wichtig ist, dem Bedürfnis von Kindern, in unserer Nähe zu sein, entgegenzukommen. Meine Erfahrung sagt mir auch, dass sie sich beim Spielen auch irgendwann für eine kurze oder längere Weile wegbewegen, wenn ihr Bedürfnis nach Geborgenheit und Nähe gedeckt ist.
Wenn wir unseren Garten so einrichten möchten, dass er zum Spielen - und Kaffeetrinken - einlädt, dann sollte man meiner Meinung nach folgende Überlegungen einbeziehen:
- Ein überlegtes Einteilen des Gartens
- Gartengestaltung als gemeinsames positives Erlebnis
- Eine bewusste Wahl der Materialien
Außenräume zum Spielen einrichten verlangt eine gute Planung
Wenn man Außenräume und Gärten zum Spielen einrichtet, ist eine wohlüberlegte Platzierung ein wesentlicher Faktor. Manchmal sind handwerkliche Vorbereitungen erforderlich (Graben, ein Fundament gießen, Malen, Bauen, etc.) und es wäre wirklich schade, wenn beispielsweise das Spielhaus genau dort platziert wird, wo man den ganzen Tag über gleißendem Sonnenschein ausgesetzt ist oder die Schaukel in dem hintersten Teil des Gartens aufgehängt wird, wo die Eltern nicht sehen können, wenn die Kinder ihnen etwas zeigen möchten.
Meine Familie und ich waren vor einigen Jahren eine Woche lang in Småland auf Ferien. Wir Erwachsenen waren nach einer harten Zeit mit Hausbau richtig müde und auch unsere zwei kleinen Mädchen hatten das Bedürfnis, ungestört mit uns zusammenzusein. Doch das Wetter war die ganze Woche lang ziemlich miesepetrig, es war kalt und regnete die ganze Zeit. Doch fanden wir schnell heraus, dass die Einrichtung unserer Unterkunft - sowohl drinnen als auch draußen - unsere Ferien total rettete. Alles war einfach perfekt und es war nicht zu übersehen, was es war, das an der Einrichtung so genial war. Alle Bereiche für Kinder hatten auch ein Plätzchen oder zwei für Erwachsene. Ganz einfach. Jedes Mal, wenn wir uns (mit einer Tasse Kaffee) hinsetzten, war etwas zugegen, das Kinder ansprach. Es gab dort wirklich viele Sitzgelegenheiten und viele kleine Kisten und Körbe mit Spielzeug oder Büchern. Im Garten gab es Hängematten und Gartenmöbel, immer nahe am Spielhaus oder einer Sandkiste platziert.
Mein Zuhause muss nicht unbedingt genau so aussehen. Das kann in einem Ferienhaus oder Schrebergarten sehr gemütlich aussehen, aber für ein modernes Zuhause ist mir das persönlich nicht schick genug. Aber man kann sich absolut davon inspirieren lassen.
Natürlich gibt es einen großen Unterschied von Garten zu Garten. Sowohl die Größe als auch der Grad der Bepflanzung haben eine große Bedeutung dafür, wieviel Sonne und Schatten in einem Garten vorhanden sind. Bereiche mit Schatten oder Halbschatten eignen sich gut für größere geschlossene Objekte, wie beispielsweise ein Spielhaus. Es ist nicht sehr angenehm, sich in einem brütend heißen Spielhaus aufzuhalten. Es ist eine gute Idee, im Garten gründlich zu untersuchen, ob es Stellen gibt, an denen man Wind ausgesetzt ist oder ob es auch windstille Ecken gibt. Wenn ihr dann wisst, welche Spielbereiche ihr einrichten möchtet, könnt ihr euch über die Platzierung Gedanken machen - beispielsweise, ob ihr die Kinder dort gut im Auge behalten könnt. Vielleicht hat man noch kleine Kinder, die eine Weile alleine im Garten bei der Schaukel und Rutsche spielen.
Wenn ihr gleich mehrere Möglichkeiten habt, die Geräte oder Spielgegenstände zu platzieren, dann versucht euch in die spielenden Kinder hineinzuversetzen, um eine gute Entscheidung zu treffen.
Wenn ich die Sandkiste ans Ende des Gartens stelle und das Spielhaus ans andere Ende des Gartens, dann kann ich beispielsweise damit rechnen, dass ich eine Sandstraße zwischen den beiden erwarten kann. Denn Kinder füllen Sand in Behälter und wandern dann damit zum Spielhaus, um das Ganze dort fertig zu kochen oder zu backen. Daher haben wir unser Spielhaus, unsere Sandkiste und unseren Spieltisch an einem Ort. Und schon kann das große Backen losgehen. Außerdem dürfen meine Kinder mit den Hortensien spielen, die in der Nähe der Sandkiste wachsen (doch dafür sind meine Pfingstrosen absolut tabu). Das ist unsere Abmachung und das funktioniert richtig gut.
Ihr könnt dafür die “wilderen” Spielgeräte dort platzieren, wo es auch mal windig sein kann. Denn es ist okay, wenn man mit Wind in den Haaren schaukelt oder Trampolin springt, doch es ist womöglich angenehmer, in einer Hängematte zu liegen oder eine Höhle dort zu bauen, wo es windstill und ruhig ist.
Es gibt einige Dinge, auf die man Rücksicht nehmen sollte und es ist auch klar, dass nicht immer alles möglich ist. Findet also heraus, wo ihr Prioritäten setzen möchtet und was für euch als Familie sinnvoll ist. Vielleicht gilt es, neue Wege zu finden, um windstille Ecken oder Schatten zu finden. Es könnte eine Möglichkeit sein, einen Zaun zu etablieren, um eine Ecke zu etablieren oder ein Sonnensegel über eine Stelle zu hängen, die im Sommer sonst zu heiß ist.
Meine klaren Empfehlungen und Prioritäten lauten also:
- Schaffe kleine Bereiche zum Spielen im Garten, an denen gleich mehrere Spielgeräte der Kinder stehen können
- Platziere Gartenmöbel, Bänke oder eine Hängematte in der Nähe der Spielbereiche
- Wenn möglich, stelle ein Spielhaus oder andere geschlossene Spielräume an einer Stelle im Garten auf, an der es schattig oder zumindest teilweise schattig ist.
Lust auf draußen sein - gemeinsam
Wenn man sich überlegt hat, was man mit dem Garten möchte und in welche Gegenstände oder Geräte man für die Kinder investieren möchte, dann gilt es darum, gleich loszulegen. Denn Kinder werden schnell groß und es wäre schade, wenn man ein Kind mit 1,5 Jahren hat und die Sandkiste erst steht, wenn es 5 Jahre alt und inzwischen schon mehr an Trampolins und Schwebebahnen interessiert ist. Nicht, dass ein Kind nicht auch im Schulalter von einer Sandkiste profitiert. Ich finde einfach, dass man “das Eisen schmieden muss, solange es heiß ist” - sprich, die Spielbereiche zeitgerecht etablieren sollte, die für das Kind interessant sind. Auf diese Weise bekommt man viele gute Jahre mit Spielfreude im Garten.
Was ich nun sagen werde, kommt vermutlich nicht bei allen gut an, aber ich möchte es dennoch erwähnen. Denn ich finde es ist wichtig, dass man ins Ziel kommt. Mit anderen Worten, es ist wesentlich, dass man einen Reality Check hinsichtlich der eigenen Fähigkeiten, der verfügbaren Zeit und Energie machen sollte.
Ich weiß, wie es ist, wenn man etwas unbedingt will und meint, man sollte alles tun, aber einfach keine Zeit hat.
Als unsere Älteste zwei Jahre alt war, wollten wir unbedingt ein Spielhaus für sie. Ich träumte davon, dass mein Mann es selber bauen und ich es anschließend einrichten würde und davon, dass Liv selber die Blumen um das Spielhaus einsetzen würde. Wir haben dann einen Reality Check vorgenommen und im Endeffekt einfach ein fertiges Spielhaus gekauft, dass wir nur zusammensetzen mussten. Das konnte mein Mann an einem Wochenende erledigen. Alle unsere drei Kinder hatten große Freude damit und haben lange damit gespielt. Und das ist viel mehr, als wenn wir nie über die Planungsphase eines Projektes hinausgekommen wären, für das wir sowieso keine Energie hatten.
Wenn wir Bereiche zum Spielen im Garten gestalten, haben wir vor allem die Kinder im Blick. Aber ein wichtiger und sehr motivierender Faktor, um gemeinsam in den Garten zu gehen, ist, dass wir den Garten auch für uns Erwachsene ansprechend gestalten. Wenn wir unseren Garten auch für uns Erwachsene einrichten, stehen uns viele schöne Stunden im Freien bevor.
Zugegeben, ich mag meine Kinder nicht lange schaukeln, und ich will auch nicht 4 Monate lang jeden Tag ihre Sandkuchen essen. Aber ich möchte gerne meine Hühner füttern und ihre Eier einsammeln. Und ich möchte im Nistkasten nachsehen, ob es Vogeljunge gibt. Und ich möchte ein Insektenhotel und ein Stück schöne Wiese haben. Dann können wir gemeinsam in alten Büchern nachschlagen und herausfinden, wie viele verschiedene Gras- oder Bienenarten wir im Garten haben. Ich möchte gerne Blumen pflanzen, Fliesen fegen und Erdbeeren gießen.
Die Liste der Dinge, die ich in meinem Garten gerne mache, ist lang und bei den meisten Dingen möchten die Kinder auch mithelfen. Die Tatsache, dass die Kinder mitmachen, bedeutet natürlich auch, dass diese Aktivitäten ein wenig länger dauern können. Das ist ein Gleichgewicht, das jede Familie selbst finden muss. Gemeinsam
Auswahl der Materialien für die Gartengestaltung
Es geht darum, etwas zu wählen, das wir als Erwachsene auch gerne anschauen.
Wenn du eine Terrasse hast, ist es zum Beispiel schlau, einen Sandkasten in die Mitte des Gartens zu stellen. Dann können die Kleinen Sandkuchen servieren, während die Erwachsenen am Gartentisch sitzen.
Und wenn er schon mal da ist, der Sandkasten, dann sollte er auch schön anzusehen sein. Was du schön findest, ist Geschmackssache. Es gibt viele Möglichkeiten: Lösungen von der Stange, Upcycling oder die selbstgemachte Lösung. Manchmal ist es meiner Meinung nach auch angebracht, bei der Ästhetik ein paar Kompromisse einzugehen. Ich persönlich finde weder Trampoline noch Schaukelgestelle besonders ästhetisch. Trotzdem habe ich in meinem Garten eine riesige Schaukel mit einer grünen Plastikrutsche.
Wir leben in einem Ort, an dem es keinen öffentlichen Spielplatz gibt, und den Kindern fehlten Spielmöglichkeiten. Meine Mädchen waren wie aufgescheuchte Hühner, wenn wir unsere Freunde in Kopenhagen besuchten und mit deren Kindern auf den dortigen Spielplätzen herumliefen. Wir hatten keine Zeit, eine schöne selbstgebaute Lösung zu finden, also wurde es am Ende eine praktische und dafür etwas weniger ansehnliche Version. Die Kinder haben jedoch so viel Spaß an der Schaukel, dass ich (fast) nicht merke, wie hässlich sie ist.
Bevor ihr euch entscheidet, habt ihr Gelegenheit, eure Entscheidungen auf Nachhaltigkeit zu überprüfen. Ist es vielleicht eine gute Idee, etwas aus Materialien zu kaufen, die robust sind und viele Jahre halten, wenn man zum Beispiel mehrere Kinder haben wird? Dann lässt es sich auch besser wieder verkaufen, wenn die Kinder eines Tages zu groß dafür geworden sind. Vielleicht könnt ihr etwas gebraucht kaufen oder aus recyceltem Holz bauen? Eine andere Möglichkeit ist, ein fertiges Produkt aus FSC-zertifiziertem Holz zu kaufen. (FSC ist eine Zertifizierung, die Holz und Papier erhalten, wenn sie unter besonders nachhaltigen Bedingungen hergestellt werden).
Hier noch einmal meine wesentlichen Überlegungen für das Einrichten von Spielbereichen im Garten:
- Wähle die Platzierung der Bereiche wohlüberlegt, damit die Kinder vor praller Sonne und Wind geschützt spielen können. Sorge selbst für Schatten, falls euer Garten sehr offen ist.
- Sorge für Sitzgelegenheiten nahe der Spielbereiche für die Erwachsenen
- Schaffe kleine Spielbereiche mit Elementen, die gemeinsam verwendet werden können, beispielsweise mit einer Sandkiste und einem Spielhaus..
- Überlegt, welche Materialien ihr im Garten möchtet
- Sei kompromissbereit, wenn es der Spielfreude im Garten zugutekommt.
- Finde Lösungen, die es auch für Erwachsene attraktiv machen, mit den Kindern draußen zu sein.
- Sei realistisch und finde Lösungen, die für euch umsetzbar sind, anstatt nie ganz ins Ziel zu kommen
Es gibt viele Möglichkeiten, und unsere Vorlieben für die Gartengestaltung sind unterschiedlich. Ob du nun Plastik oder Holz, Trampoline oder Blumen oder etwas anderes bevorzugst - ich hoffe, du kannst einige meiner Vorschläge nutzen, um einen Garten mit Spielbereichen nach deinen Wünschen einzurichten. Und ich hoffe, dass deine Bemühungen es dir ermöglichen, eine herrliche Tasse Kaffee in der Sonne zu genießen, während die Kinder daneben nach Herzenslust spielen.
Mit freundlichen Grüßen
Lærke