Musik ist Gymnastik für unser Gehirn

KInder spielen mit Musik
28. März 2023

Musik ist Gymnastik für unser Gehirn

Fast alle Eltern singen für ihre Kinder. Oft, ohne groß darüber nachzudenken. Gute-Nacht-Lieder beispielsweise werden an zahlreichen Kinderbetten gesungen, und dabei ist es egal, ob Papa wie André Rieu oder Willy von “Biene Maja” klingt. 

Die meisten Eltern kennen auch Bewegungslieder - “Brüderchen, komm tanz mit mir”, “Hoppe, hoppe, Reiter” oder “Mein Hut, der hat drei Ecken”. In unserem Gedächtnis findet sich faktisch ein ganzer Katalog mit gespeicherten Kinderliedern, aus dem wir jederzeit Lieder und Singspiele fischen können. Mit den meisten davon sind wir selbst aufgewachsen und verbinden damit schöne Erinnerungen.                                       

Mit Kindern gemeinsam zu singen, sich zu bewegen und zu spielen, ist eine herrliche Sache. Man sieht es an ihren Gesichtern - die Augen beginnen zu leuchten und sie sind voll und ganz präsent (wenn nicht gerade irgendwo der Schuh drückt). Singen und Musik hat die Eigenschaft, eine besondere Verbindung zwischen Kindern und Erwachsenen herzustellen.

Sogar schon als Babys reagieren wir Menschen auf Musik. Babys beginnen damit, sich hin- und herzuwiegen oder mit den Beinen zu zappeln, etwas ältere Kinder springen vielleicht auf und tanzen selbstvergessen. Alle Kinder lieben es, Musik mit ihren Eltern zu machen, und dabei ist es ziemlich sekundär, wie das Ganze klingt.

Viele der traditionellen Kinderlieder haben auch einen großen kulturellen Wert, sie prägen unsere kulturelle Identität, berühren verschiedene Themen oder Situationen und laden zu Gesprächen ein.

Bewegungsspiele und Singspiele trainieren dazu auch spielerisch die Fein- und Grobmotorik. Außerdem profitiert der Wortvorrat - insofern spielt und singt nach Herzenslust, denn es tut nicht nur der kindlichen Entwicklung gut, sondern auch der Eltern-Kind-Beziehung. Singt im Auto, am Strand, auf dem Fahrrad, im Kindergarten und in der Dusche. Verwendet dabei gerne Gegenstände, um das musikalische Spiel noch handgreiflicher zu machen - zum Beispiel Sandsäckchen, Ballons oder Fallschirme. Diese findest du auch im Sortiment der ToyAcademy.

In der ToyAcademy legen wir Wert darauf, viele spannende Instrumente für Kinder anzubieten - analoge, aber auch interaktive. Aber warum behaupten wir eigentlich, dass Musik die reinste Hirngymnastik ist?

Kinder lieben es, Instrumente zu spielen.Kinder lieben es, Instrumente zu spielen.

Wenn wir singen, musizieren und spielen, ändert sich unsere Hirnaktivität - zum Positiven 

Die Verbindung zwischen Musik und Intelligenz fasziniert die Wissenschaft schon lange. In den 1990ern schlug beispielsweise der sogenannte “Mozart-Effekt” große Wellen. Man bescheinigte Mozarts Klaviersonaten anhand einer Untersuchung  einen anregenden Effekt auf die Intelligenz. Während diese These  inzwischen als widerlegt und als nicht bestätigbar gilt, gibt es inzwischen eine Reihe spannende Forschungsergebnisse, die einen positiven Effekt von allen möglichen Arten von Musik und dem Musizieren auf u. a. die Gehirnleistung, die Gehirnplastizität und die kognitive und emotionale Entwicklung aufzeigen. 

"Es ist eigenartig, aber aus neurowissenschaftlicher Sicht spricht alles dafür, dass die nutzloseste Leistung, zu der Menschen befähigt sind – und das ist unzweifelhaft das unbekümmerte, absichtslose Singen – den größten Nutzeffekt für die Entwicklung von Kindergehirnen hat."

Prof. Dr. Gerald Hüther, Leiter der Zentralstelle für Neurobiologische Präventionsforschung der Universität Göttingen und Mannheim/Heidelberg (Zitat gesehen auf:  www.ardalpha.de)

Nicht nur die Nervenbahnen zwischen der rechten und linken Gehirnhälfte werden beim Musizieren gestärkt, es werden auch verschiedene Sinne aktiviert. Wenn dein Kind Musik macht oder singt, sind also daran hochkomplexe Gehirnaktivitäten beteiligt. Beide Gehirnhälften und ihre Verbindung, das “Corpus Callosum”,  also, fast das gesamte Gehirn, sind beim Musizieren hochaktiv. 

Musik kann die komplexeste und kultivierteste Form von Klang bezeichnet werden, die es gibt. Als Aktivität ist Musik unübertroffen, wenn es um die Entwicklung und Förderung des Gehirns und um das Zusammenspiel der Gehirnhälften geht.

Doch was bedeutet all das für die Entwicklung deines Kindes?

Musik entwickelt das GehirnMusik entwickelt das Gehirn

Sichtbar gemachte Vorteile von Musik und Musizieren durch funktionelle Magnetresonanztomographie 

Nun wollen wir uns einmal die musikalische Improvisation ansehen - also nicht das Wiedergeben von Noten bereits bekannter Nummern, sondern dem Musizieren oder Singen aus dem Stegreif ohne Vorbereitung. 

Du empfindest es vermutlich als reinen Krach, wenn dein Kleinkind mit seiner Rhythmik-Ausrüstung loslegt und die Triangel, das Guiro und die Trommel wild zu bearbeiten beginnt, während eure Haustiere schnell unter das Sofa flüchten, wo sich die Staubflusen bereits Ohrenschützer aufgesetzt haben…

Doch mach dir das Folgende bewusst.

Wenn Kinder musikalisch aktiv werden, also beispielsweise auf einer Trommel spielen und dabei improvisieren, werden Selbstkritik und Objektivität deaktiviert und stattdessen das Gehirnzentrum aktiviert, das für Selbstentfaltung, Innovation und Kommunikation steht.

 

Das Gehirn arbeitet also auf eine freie und expressive Weise, wenn mit Instrumenten oder der Stimme  improvisiert wird. Und das tut uns gut.

 

Das wissen wir von Charles Limb, seines Zeichens Forscher, Neurologe und Violinist. Er hat die Gehirne von Musikern mithilfe funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) beobachtet, während diese Jazz oder Hip Hop improvisierten. Dabei konnte er beweisen, dass musikalische Improvisation mehr Anteile des Gehirns aktiviert als jegliche andere Aktivität. Erstaunlich, oder?

Beim Scanning konnte man sehen, welche Gehirnzentren aktiviert werden, wenn ein Rapper zu rappen beginnt oder ein Jazzmusiker seine Hände über die Klaviertasten gleiten lässt. Das Gehirn arbeitet auf eine neue und komplexe Weise und integriert eine Reihe von Prozessen, die ansonsten separat verlaufen würden. 

Würde man also das Gehirn deines Kindes scannen, während es “Hänschen klein” summt oder einen Titel von “Popstars” trällert – oder ein ganz eigenes Liedchen erfindet - dann würde man bei einem fMRT ein regelrechtes neurologisches Feuerwerk  beobachten können, da dabei zahlreiche neue neurologische Verbindungen entwickelt und angeregt werden.

Improvisation ist gut für das Gehirn deines Kindes.Improvisation ist gut für das Gehirn deines Kindes.

Was lernt dein Kind, wenn es Musik macht?

Musik zu machen, Instrumente zu spielen, zu singen und zu improvisieren - all das fördert die Lernfähigkeit, das Gedächtnis und die Kreativität deines Kindes. Gleichzeitig werden die Motorik, das Sozialverhalten (durch das Zusammenspiel), die Entwicklung der Identität und verschiedene Sinne (Gehör, Sehsinn und Tastsinn) gestärkt.

Der Sehsinn, fragst du vielleicht? Ja, denn die Scannings zeigen uns, dass auch der Sehsinn - gemeinsam mit dem Gehör - beim Musizieren aktiv wird, denn unser Vorstellungsvermögen wird dabei angeregt. Wir empfinden Musik mit mehreren Sinnen, wir stellen sie uns vor. Das heißt, unser ganzer Körper wird dabei angeregt - selbst wenn wir taub sind. Daher konnte auch der fast gehörlose Ludwig van Beethoven noch wunderbare Musik komponieren, obwohl sein Gehör am Schluss nur noch eingeschränkt funktionierte.

Musik boostet also unser Gehirn - und sie macht uns froh. Warum eigentlich?

Das Gehirn belohnt musikalische Aktivität

Musik wurde Tausende von Jahren als therapeutische, bzw. medizinische Maßnahme in den alten Kulturen unserer Welt genutzt. Auch heutzutage ist Musik für therapeutische Zwecke anerkannt und wird bei einigen Beschwerden, beispielsweise chronischen Schmerzen oder Herzrhythmusstörungen, als Behandlung verwendet. Musik hat einen heilenden Einfluss auf unseren Körper. Das ist tatsächlich ziemlich erstaunlich! 

Tatsächlich wird Musik als Behandlungsform von ziemlich soliden wissenschaftlichen Erkenntnissen unterstützt. Denn unser Körper und unsere Gefühle reagieren zweifellos nachweislich auf Musik. Verschiedene körperliche Systeme zeigen eine Veränderung - unsere Hormone werden beeinflusst und diese wiederum haben Einfluss auf unsere Atmung, Herzfrequenz, Schlafqualität und auf seelische Zustände wie Stress oder Angst.

Forschungsergebnisse zeigen, dass auch unser limbisches System auf Musik anspricht. Unser Körper reagiert darauf mit dem Belohnungssystem, unter anderem wird Dopamin - auch manchmal als “Glückshormon” bezeichnet - ausgeschüttet. Dies führt zu einem erhöhten Wohlbefinden, innerer Harmonie und Glücksempfinden. Dadurch wird die Aufmerksamkeit erhöht und unsere Lernfähigkeit positiv angeregt. Kinder, die von klein auf Musikunterricht erhalten, weisen bessere intellektuelle und sprachliche Fähigkeiten auf. Das zeigen Versuche mit verschiedenen Fächern und deren Einfluss auf die kindliche Intelligenz.

Kind spielt mit TrommelKind spielt mit Trommel

Achtung, fertig, losmusizieren!

Wir hoffen, dass dich die Spieltanten überzeugen konnten, dass es eine sinnvolle Idee ist, sich eine feine Trommel, Ukulele oder Blockflöte anzuschaffen. Denn einerseits machst du deinem Kind eine riesige Freude und ihr bekommt die Möglichkeit zu gemeinsamem Musizieren, was ein Zuhause mit Fröhlichkeit und Gemeinschaftsgefühl füllen kann - und andererseits profitiert dein Kind auf vielfache Weise davon - sozial, kulturell und natürlich auch mental. Sei dir darüber bewusst, dass es weniger darum geht, Melodien korrekt wiedergeben zu können. Improvisiert einfach. Spielt einfach das, was euch gerade einfällt.

Denn Improvisation hat genauso große Vorteile und Kinder machen es ganz automatisch. Man könnte natürlich auch diskutieren, was alles als Instrument gerechnet werden kann. Denn Kinder spielen ja auch auf Stuhlbeinen, Ballons, Besenstielen, Melonen oder ihren eigenen Wangen.

Natürlich ist es eine wunderbare Sache, wenn man ein Instrument spielen und Melodien korrekt wiedergeben kann. Noten lesen und spielen zu können hat auch einiges mit Mathematik zu tun. Dazu gehören sowohl Bruchrechnen als auch andere mathematische Begriffe. Mit Musik und Noten kann man sich ansonsten eher abstrakten Zusammenhängen nähern. Insofern - nur ran an die Noten, wenn ihr dazu Lust habt.

Anhand von Ergebnissen aus der neurologischen Forschung können wir auch sehen, dass Improvisationsmusik - also Musik, die ganz spontan entsteht - das Gehirn stimuliert und hiermit auf eine ganz einzigartige Weise auch die kindliche Entwicklung.

Fähigkeiten in den Bereichen Kommunikation, Reflexion, logisches Denken und  Gedächtnis samt Sehvermögen und Gehör werden angeregt, wenn musikalisch improvisiert wird. Und damit benennen wir nur die Gehirnregionen, die wir in diesem immer noch recht frühen Stadium neurologischer Forschung bereits kennen.

Musikalische und rhythmische Aktivität sind es also absolut wert, in den Alltag mit Kindern integriert zu werden, da eine direkte Verbindung zu menschlichen Fähigkeiten wie Innovation, Aufmerksamkeit, ein intuitiver Zugang zur Problemlösung und Interaktionsfähigkeit mit anderen besteht. Es ist beeindruckend, was Musik mit uns macht!

Insofern kann man nur sagen: Nicht so viel nachdenken - einfach loslegen!