Montessori: Eine Anschauung zum Thema Kinder & Lernen, die gleichzeitig alt und aktuell ist

Montessori: Eine Anschauung zum Thema Kinder & Lernen, die gleichzeitig alt und aktuell ist
4. Februar 2022

Kennst du Montessori? Vielleicht ist dir das Konzept schon lange bekannt und du brauchst eigentlich nicht mehr weiterzulesen. Für uns in der ToyAcademy ist die Montessoripädagogik und ihre Haltung gegenüber dem kindlichen Lernen und Spielen etwas, das wir noch nicht allzu lange kennen. Und das, obwohl diese Lehre schon über 100 Jahre alt ist.

Wenn du keine Ahnung hast, wer Montessori ist, dann möchten wir dich gerne einladen, hier weiterzulesen. Weiter unten in diesem Blogeintrag kommen wir mit konkreten Beispielen, wie du eine gute Lernumgebung für dein Kind schaffen kannst.

Die Montessori-Methode: Ein inspirierender Tag im Kindergarten

Kinder haben ein angeborenes Entwicklungspotential und eine natürliche Lust auf Lernen. Für Kinder ist es daher ein Vorteil, wenn sie aktiv in alle Formen von Aktivitäten eingebunden werden.

Die Idee, Kinder mit einzubinden, ist für die meisten modernen Eltern heutzutage einfach und durchführbar. Hingegen ist passives Lernen, während man still sitzt, für sehr viele Menschen wirklich schwierig. Das haben wir in der ToyAcademy jedenfalls schon verstanden.

Der Besuch in einem Montessori Kindergarten hat uns etwas Neues und Inspirierendes beigebracht. Denn wir lieben es, wenn Kinder durch Spielen etwas lernen. In diesem Kindergarten haben wir gesehen, dass kleine und größere vorbereitete Spielbereiche Kinder dazu anregen können, dass sie von ganz selbst spielerisch lernen, ohne dass wir Erwachsenen uns einmischen müssen.

Was ist Montessori-Pädagogik?

Die Montessori Pädagogik wurde vor mehr als 100 Jahren von der italienischen Ärztin Maria Montessori entwickelt.

Das Besondere an der Montessori Pädagogik ist, dass das freie Spiel und die freie Vorstellungskraft eine andere Rolle im Lernprozess für Kinder spielt, als man sonst unter dem Begriff “freies Spielen” versteht.

Die Montessori Pädagogik ist teilweise kontrovers - und das war das Konzept auch vor 100 Jahren, als die Italienerin Maria Montessori die Prinzipien herausbrachte. Denn das fundamentale pädagogische Prinzip für das kindliche Lernen steht NICHT für freie Fantasie und Spiel, sondern für Freiheit und Autonomie innerhalb eines festen Rahmen. Und das in einem Milieu, das so eingerichtet ist, dass Kinder sich darin zurechtfinden und selbständig handeln können.

Nach Montessori lernen Kinder leichter, wenn sie sich in einer Umgebung aufhalten, die auf sie zugeschnitten ist und ihnen so hilft, unabhängig zu agieren.

In dem Kindergarten, den wir besuchten, schien alles eine besondere Bedeutung zu haben - das Spielzeug, die Bauklötze oder die Puppenecke mit den Rubens Puppen. Alles war auf eine bestimmte Weise arrangiert - mit einem besonderen Fokus auf das kindliche Lernen.

Die Kinder dort experimentierten, spielten und verhandelten - je nach Lust und Kompetenzen. Aber man kann nicht sagen, dass die Materialien oder Spielsachen durcheinander verwendet wurden. Alle Gegenstände im Kindergarten hatten eine zugeteilte Funktion und Rolle. Und die Kinder fühlten sich in diesen inspirierenden, schönen und stimmungsvollen Räumen sichtlich wohl.

Die 5 Prinzipien der Montessori Pädagogik

1. Respekt, Eigenständigkeit und Mitbestimmung

Ja, bereits unter dem ersten Punkt findet man 3 Prinzipien. Wir sollten unseren Kindern Respekt und Freundlichkeit erweisen, wenn wir gerne möchten, dass sie freundlich und respektvoll sind. Zwang hat nichts mit Respekt zu tun.

Wir sollten Kindern dabei helfen, dass sie sich selbst helfen können, indem wir ihnen relevante Wahlmöglichkeiten anbieten. So erfahren sie Selbstbestimmung über ihr eigenes Leben und lernen in einer Umgebung, in der sie Eigenständigkeit entwickeln können.

2. Das autonome Lernen und die freie Selbstentfaltung

Kinder können gar nicht anders, als lernen zu wollen. Sie lernen von der sie umgebenden Umwelt, von anderen Kindern und Erwachsenen. Daher ist es sehr wichtig, wie die Umgebung der Kinder eingerichtet und ausgestattet ist, und auch, wie sich die Lehrpersonen und Erfahrungen dort ausmachen.

3. Sensible Phasen

Alle Kinder haben besondere Phasen in deren Kindheit, in denen sie besonders empfänglich und lernbereit für Neues sind. In diesen Zeiträumen eignen sie sich bestimmte Eigenschaften leichter an und entwickeln bestimmte Kompetenzen, zum Beispiel das Schreiben oder in einem Spiel zu verlieren oder zu gewinnen.

Es ist unsere Aufgabe als Eltern oder Pädagogen, das einzelne Kind wahrzunehmen und diesem mit adäquaten Herausforderungen und Lernangeboten zu begegnen.

4. Die vorbereitete Umgebung

Wenn Kinder sich in einer Umgebung aufhalten, welche so eingerichtet ist, dass Kinder selbst aktiv und selbständig handeln können, lernen sie am besten.

Eine vorbereitete Umgebung, die den Intellekt und die Logik anregt, könnte zum Beispiel einen Stapel mit leeren Schüsseln, Löffeln und einer Schüssel mit Perlen und getrockneten Erbsen enthalten. Die Kinder können dann experimentieren, indem sie den Inhalt von der einen Schüssel in eine andere füllen. Oder sie können wählen, den Inhalt in mehrere Schüsseln zu sortieren.

Der Kern der Sache ist, dass die Kinder von Gegenständen und Materialien umgeben sind, welche eine spezielle Relevanz für deren Entwicklung haben. Die Gegenstände und deren Platzierung in der Umgebung sind also nicht zufällig.

Es ist auch wesentlich, dass das einzelne Kind selbst zwischen Materialien und Gegenständen wählen kann. Auf diese Weise sichert man, dass der Lernprozess autonom ist.

5. Selbsterziehung - Selbstbildung

Maria Montessori prägte den Begriff der “auto education”. Dies kann mit Selbstbildung übersetzt werden und beschreibt, dass sich dein Kind vieles selbst erlernen kann, dass es viel selbst meistern kann und dabei eigenständig wird.

Die Aufgabe eines Montessori-Lehrers liegt daher nicht unbedingt darin, Kindern etwas zu lehren, sondern darin, einen Raum zu schaffen, in dem Kinder frei und selbständig arbeiten und lernen können.

Kinder, die in einer vorbereiteten Umgebung aktiv sind, in der sie Gegenstände und Aktivitäten wählen können, lernen tatsächlich frei, individuell und den jeweiligen Begabungen angepasst.

Wie können wir die Lehren von Montessori in unser Leben integrieren?

All das klingt ja wirklich wunderbar, klingt vernünftig und hört sich nach einer brauchbaren pädagogischen Theorie an. Aber wie geht es weiter? Wie kannst du die Prinzipien in der Krabbelstube, der Schule oder bei euch zuhause praktisch umsetzen?

  • Zuerst sollten wir die Umgebung sorgfältig vorbereiten und einrichten (Prinzip 4)
  • - denn so lernt das Kind je nach Lust (Prinzip 1 und 2), Bereitwilligkeit (Prinzip 3) und Kompetenzen (Prinzip 5).
  • Das Kind sollte sich in seiner Umgebung zurechtfinden und Aufgaben selbst lösen können. Wir Erwachsene sollen das kindliche Spiel nicht steuern, weder mit besonderen pädagogischen Aktivitäten, noch mit Reimen oder Regeln. All das verlangt Umdenken und Sorgfalt.

Montessori handelt nicht davon, inwieweit Spielmaterialien ästhetisch ansprechend, bio oder angesagt sind.

Der Fokus liegt hingegen darauf, ein anregendes Milieu zu schaffen, das der individuellen und aktuellen Lernkapazität deines Kindes entgegenkommt. Das bedeutet auch, dass du das Spielverhalten deines Kindes neu beobachten musst - und das ist faktisch ziemlich unterhaltsam!

Spielen nach Montessori - Habt ihr nicht ein konkretes Beispiel?

Ja, denn das wird sonst schnell abstrakt. Lasst uns ein Beispiel nehmen, das zeitlos und doch aktuell und gleichzeitig der Liebling aller Kinder ist… (Trommelwirbel):

Die Spielküche

Spielküchen gibt es in vielen Formen, Materialien, Farben und mit einer riesigen Auswahl an Zubehör. Ob Eiskiosk, Waffeleisen, Ketchupflasche, Kochhaube, Avocados, Sahnetorten oder Sandwiches, nur die Fantasie setzt Grenzen.

Die ToyAcademy hat ein großes und feines Sortiment und wir bekommen laufend neue Waren in unser Lager. Man könnte sagen, die Entwicklung innerhalb des Segments Spielküchen & Spielzeugessen ist fast genauso rasant wie in der Entwicklung der globalen Kochkunst.

Vielleicht ist es auch gerade das natürliche kindliche Interesse an der Imitation der Erwachsenenwelt, die Spielküchen so beliebt machen. Jedoch ist es, wenn man es aus der Perspektive Montessoris sieht, eine ganz besondere Aufgabe, diese Spielküchen einzurichten. Und das ist eigentlich eine sehr positive Herausforderung!

Versuche, dazu Stellung zu nehmen, was in der Spielküche überhaupt passieren soll. Das kannst du tun, indem du dein Kind beobachtest und auf Grundlage deiner Beobachtungen den Entwicklungsstand deines Kindes beurteilst. Worauf liegt der Fokus jetzt gerade? Wie kannst du die Spielküche der Entwicklung deines Kindes angepasst einrichten?

Beispiele für Spiele im Sinne von Montessori für die Spielküche:

Ida ist fünf Jahre alt und liebt es, alles zu zählen:

Versuche, Zubehör für die Spielküche mit Fokus auf Mengen und kleine Rechenaufgaben zu finden:

  • Besorge eine kleine Kasse mit richtigem Geld darin.
  • Bereitet Kisten mit Zahlen darauf vor, damit man sehen kann, wieviele Früchte in einer Kiste liegen können.
  • Bereite Schilder mit Angeboten im Stil von “4 Orangen für 1 Euro” vor. Macht sie gerne gemeinsam.
  • Schreibe Einkaufslisten mit Mengenangaben.
  • Male kleine Schilder, auf denen steht, wie viele Geschirrtücher am Haken hängen, wie viele Löffel in der Lade und wieviele Muffins auf dem Regal stehen. Vielleicht ist es dieselbe Anzahl an Besteck und Tellern?
  • Dazu braucht es nur ein paar weiße Aufkleber und eine halbe Stunde Zeit, aber nach Montessori machen Details wie diese einen wesentlichen Unterschied für die Lernumgebung deines Kindes.

Noah, der 3 Jahre alt ist, mag es gerne, Dinge zu berühren, in Kisten zu verpacken und zu sortieren:

  • In diesem Falle kannst du den Fokus darauf legen, dass alles an seinen rechten Platz kommt, indem du kleine Bilder oder Zeichnungen verwendest, die zeigen, wo die Dinge hin sollen.
  • Sorge bei den Gegenständen für viele verschiedene Oberflächen für die taktile Stimulation (etwa genoppte, glatte, runde, kalte oder gerillte Oberflächen).
  • Finde heraus, ob es darum geht, Ordnung zu halten oder Ordnung im Durcheinander zu schaffen. Da ist nämlich ein Unterschied.
  • Vielleicht sollte Noahs Ordnungssinn auch ein wenig herausgefordert werden, damit er erfahren kann, dass Unordnung und Durcheinander okay und nicht gefährlich ist. Denn solange er selbst Ordnung schaffen kann und die Umgebung seinem Niveau entsprechend eingerichtet ist, kann selbst ein sehr ordentliches Kind Ruhe im Chaos finden. Auch dafür kann eine Spielküche verwendet werden!

Emma ist 2 Jahre alt und beginnt gerade, über Farben und ihre Bezeichnungen zu sprechen:

  • In diesem Falle richtest du die Spielküche mit verschiedenen kleinen Kisten und Schalen ein. Diese könnten in verschiedenen Farben sein und das Kind kann Zubehör und Spielessen nach Farben in die jeweiligen Behälter einordnen.
  • So kann sich dein Kind selbst orientieren und die Materialien farblich organisieren, indem es die jeweiligen Behälter verwendet, dabei mit der Farberkennung experimentiert und dabei seinen Wortschatz erweitert.
  • Finde gerne verschiedene Typen Obst in derselben Farbe oder denselben Typ Obst in verschiedenen Farben.

Wurdest du auch inspiriert? Hier kannst du noch mehr Spielzeug finden, das für die Montessoripädagogik geeignet ist.

Montessori - Lass dich einfach inspirieren und vergiss alles andere

Verwende das aus der Montessori Lehre, was du brauchen kannst und was für euch zuhause Sinn macht.

Maria Montessori war insofern etwas streng, als dass die kindliche Umgebung ihrer Philosophie entsprechend ausschließlich mit natürlichen Materialien eingerichtet sein sollte. Da möchten wir gerne einwenden, dass Materialien wie Plastik sich innerhalb der letzten 40 Jahre sehr entwickelt haben.

Was auch immer du mitnimmst, es ist deine Entscheidung. Wir wurden jedenfalls sehr inspiriert, als wir den Montessori Kindergarten und dessen herrliche Kinder und deren Lernmöglichkeiten erlebt haben.

Wir wünschen dir viel Vergnügen beim Einrichten der Spiel- und Lernumgebung deines Kindes!